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Gewaltfreie Kommunikation

Geschrieben von Michael Kleine-Beckel | Dec 7, 2022 8:00:00 AM

Gewaltfreie Kommunikation – ja, das ist ein Thema für Personaler:innen.

Gewaltfreie Kommunikation lege ich all denjenigen ans Herz, die sich mit Menschen und Kultur in Unternehmen auseinandersetzen – dazu hier mehr.

07.12.2022

 

Ausgangssituation

„Gewaltfreie Kommunikation – warum nicht gleich Rosinenmeditation. Ist bestimmt genauso sinnbefreit.“, so oder so ähnlich war die Resonanz zu dem Thema. Dabei ist die Gewaltfreie Kommunikation alles, aber ganz bestimmt kein neumodischer Blödsinn. Entwickelt von Marshall B. Rosenberg hat sich die Gewaltfreie Kommunikation längst bewährt. Als Hilfe in Krisensituationen auf der ganzen Welt, als unverzichtbarer Baustein in vielen „Streitschlichter:innen“-Ausbildungen, und nicht zuletzt als eine Kommunikationsform, die auch in Schulen angewandt wird.

 

Um was es geht

Gewaltfreie Kommunikation ist viel mehr als nur eine Strategie. Sie ist ein Weg zu einem besseren Miteinander. Statt einer lebensentfremdenden Kommunikation – auf die wir alle konditioniert sind – wird eine positive Kommunikation geschaffen.

Aber was hat das mit HR zu tun?  Technisch nichts, aber inhaltlich sehr viel. Die Gewaltfreie Kommunikation verändert den Umgang miteinander. Sie ersetzt Bewertung durch Beobachtung. Mitarbeitende können ohne Scham ihre Gefühle benennen und ihre Bedürfnisse kommunizieren – weit über den gemeinsamen Plausch beim Mittagessen hinaus.

Was passiert, wenn wir plötzlich Dinge aussprechen dürfen, wie „Ich fühle mich gerade extrem unsicher, weil ich die genannten Themen nicht wirklich bewerten kann.“ oder „Könnt ihr mit mir bitte in den nächsten Minuten gemeinsam überlegen, wie wir das ändern können?“? Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie der Satz „Was kann ich tun, damit du entspannter arbeiten kannst?“ die Situation verändert. Und glaubt mir, die Antwort war in den letzten Monaten nie „Indem du mich in Ruhe arbeiten lässt“.

Ein weiterer spannender Aspekt ist in meinen Augen auch etwas, das ich gerne als „Autonomie“ bezeichne. Ich bin für mich und meine Gefühle verantwortlich. Das bedeutet unter anderem, dass ich entscheide, wie ich mit der Reaktion meines Gegenübers umgehen möchte. Beispielsweise wenn eine andere Person mir gegenüber ausfallend wird. Um es mit den Worten einer Teamkollegin zu sagen „Michael, es hat unglaublich frei gemacht als mir bewusst wurde, dass nur ich entscheide, wie ich mit einem verbalen Angriff umgehen möchte.“

Ein Beispiel aus dem Beratungsalltag: Wir alle kennen Konflikte im Projekt. Budgetüberschreitungen, Zeitverzug, Probleme mit der Applikation. In der Retrospektive kann ich für mich sehr gut erkennen, dass in den allermeisten Eskalationen nicht wirklich Sachthemen die Treiber für die Eskalation waren. Hin und wieder gab es das auch. Die Auslöser für die wirklich heftigen Eskalationen waren allerdings die Gefühle und Bedürfnisse der Beteiligten. Beispielsweise das Bedürfnis nach Sicherheit, das in dieser Situation bei meinem Gegenüber nicht erfüllt war. Hätte ich mich bewusst damit auseinandergesetzt und es offen kommuniziert, hätte sich die Situation nicht so zugespitzt. Bedürfnis- und lösungsorientierte Kommunikation macht uns besonders in Konfliktgesprächen wieder handlungsfähig. Sie ist die Brücke zu Verständnis füreinander.

Esoterik ist hier also fehl am Platz. Unser Tun ist immer von Bedürfnissen motiviert, im Privaten wie im Job. Hinter jeder Handlung steckt also ein Bedürfnis, das wir erkennen und Möglichkeiten finden müssen, es zu erfüllen.

Ein letztes Beispiel, warum ich es für wichtig halte, dass wir unsere Bedürfnisse ansprechen, bevor wir uns auf eine Lösung fokussieren: Zwei Geschwister streiten sich um eine Orange. Ein Elternteil kommt dazu und möchte den Streit schlichten. Die Orange wird in zwei Hälften geteilt und die Geschwister sind beide enttäuscht. Was das Elternteil nicht wusste: Eines der Geschwister wollte den Abrieb der Schale, um einen Kuchen zu backen. Der andere Geschwisterteil benötigte den Saft, zum Herstellen einer Limonade. Hätte das Elternteil zunächst die Frage nach den Bedürfnissen gestellt, wäre der Streit schnell geschlichtet gewesen. So bleiben am Ende nur ein frustrierter Streitschlichter und zwei zankende Geschwister.

 

Die Geschichte mit dem Wolf und der Giraffe

Menschen sind Gewohnheitstiere. Heißt: Manchmal kommt man nicht einfach aus seinen gewohnten Schemen. Wichtig ist hier erst mal zu erkennen, dass man gerade nicht optimal handelt.

Was hat das mit einem Wolf und einer Giraffe zu tun? Rosenberg sprach immer von der „Wolfssprache“. Das ist die aggressive Art der Kommunikation, mit der wir aufwachsen. Sprich: Es muss immer einen Verlierer und einen Gewinner geben, auf Angriffe reagiere ich mit Gegenangriffen und bestenfalls beiße ich schneller und fester zu als der Gegner und habe gewonnen.

Ganz anders die Giraffe: Sie überblickt die Situation und hat ein großes Herz. Sie ist nicht schnell und hektisch wie der Wolf, sondern ruhig und denkt nach. Dabei ist sie nicht wehrlos. Mit ihrem Speichel kann sie harte Dornen auflösen und sie damit verträglich machen. Meint: Sie kann mit ihrem Wesen und ihrer Art mit Dingen umgehen, schwierige Situationen verstehen und Wege finden, sie für alle verträglich zu lösen.

Deshalb mein Vorsatz für das nächste Jahr: Ein bisschen mehr Giraffe sein und ein bisschen weniger Wolf.

 

Vorschlag

Du hast Lust ein bisschen mehr über die Gewaltfreie Kommunikation zu hören? Es interessiert dich, was dieses Thema mit der Kultur deines Unternehmens zu tun hat und wie es diese verändern kann? Auf den Partnerseiten für die SAP SuccessFactors Partner und auf der Sales Partnerseite der SAP SE findest du einen Austausch, den Klaus Mutzeck von der SAP GmbH Deutschland, Vanessa Sallanz von der All for One Steeb Gruppe und ich gemeinsam aufgenommen haben. Du hast keinen Zugriff auf die SAP-Partnerseiten? Dann kontaktiere mich gerne unter michael.kleine-beckel@tserv.de.