New Work – die neue Arbeitswelt – dieser Begriff ist auf den DSAG-Personaltagen öfter gefallen. Es verbergen sich viele spannende Konzepte dahinter, wie die Keynote verdeutlich hat. Doch sollte man hier nicht den Blick für das große Ganze verlieren. Denn viele der Themen gab es schon in der alten Welt. Die Schwerpunkte haben sich lediglich verlagert. Insbesondere der Wandel vom ArbeitGEBER:innenmarkt zum ArbeitNEHMER:innenmarkt erfordert ein Umdenken.
29.06.2022
Wie schön war das denn? Gefühlt eine Ewigkeit ist nach den letzten Treffen der SAP-HXM-Community vergangen und noch viel länger liegt der letzte SAP-Personalkongress zurück – und jetzt das! Endlich wieder live. Die DSAG-Personaltage – eine Art Revival des SAP-Personalkongresses mit vielen „alten“ und vielen „neuen“ Gesichtern. Nun jedoch nicht mehr unter der Organisation der SAP, sondern unter der Organisation der DSAG.
Und eines vorweg: Ja, es war ziemlich warm im Ausstellungsbereich, aber das hat dem Erfolg des Events keinen Abbruch getan. Viele Vorträge, die sich auch, aber nicht nur mit Themen wie New Work auseinandersetzen, viele Vorträge, die Abrechner:innen und Zeitwirtschaftler:innen ansprechen und Aussteller:innen, die diese Themen ernst nehmen und beherrschen. Von Analytics über H4S4 bis hin zu New Work und Kund:innenbeispielen zu SAP-SuccessFactors-Implementierungen war das gesamte Spektrum der Lebenswirklichkeit im SAP HXM dabei. In unserem Vortrag „Kund:innencase: Zielvereinbarungen in SAP SuccessFactors abwickeln“ glänzte hier unsere Beraterin Frau Sophia Hlawna mit Unterstützung von Frau Julia Chick von der Brückner Group, die dem Vortrag als Kund:in erst richtig Leben eingehaucht hat – unschätzbar wertvoll. Danke!
Bereits die Key Note von Frau Prof. Jutta Rump mit dem Schwerpunkt New Work war ein Highlight. Auch wenn die Forschung für mich immer noch einen blinden Fleck im Produktionsbereich hat, waren viele Ansätze spannend und inspirierend. New Work und mobiles Arbeiten sind toll für die Bereiche, in denen das funktioniert, aber Maschinenführer:innen müssen nun mal bei der Maschine bleiben. Ihr Haus der New Work macht deutlich, dass ganz vieles von der „alten“ Arbeitswelt vor Corona auch in der neuen Arbeitswelt seine Bedeutung hat. Trotzdem ändern sich Dinge und verschieben sich Ansprüche. So leben wir heute in einem ArbeitNEHMER:innenmarkt – und wenn ein Unternehmen sich darauf nicht einstellt, wird es erhebliche Probleme bekommen. Denn einer der limitierenden Faktoren beim Unternehmenswachstum ist bereits heute der Faktor der fehlenden Nachwuchsführungskräfte und der Fachkräftemangel. Nimmt man dann noch die Tatsache hinzu, dass die öffentlichen Haushalte und auch die Unternehmenskassen in vielen Fällen leer sind, dann zeigt sich, dass auch der Faktor Geld hier keine Kompensation leisten kann. Und dass Geld weiterhin wichtig bleibt, zeigt sich bei der Abschlussbemerkung von Prof. Rump: Die drei Währungen dieser Zeit seien Geld, Zeit und Purpose – und ihrer Einschätzung nach genau in dieser Reihenfolge. Denn erst wenn die finanzielle Absicherung einer Person vorhanden ist, kann sie es sich leisten, das Thema „Zeit“ oder „Purpose“ in den Blick zu nehmen.
Dass die „neue Welt“ in vielen Dingen wie die „alte Welt“ tickt, wurde bei Frau Prof. Rump auch sehr schnell deutlich. Das „House of Work“ bleibt identisch – sei es vor oder nach Corona. Und wer die Diskussion um New Work darauf reduziert, dass in Unternehmen mehr „Erlebnisräume“ geschaffen werden müssten und meint, die Architektur eines Gebäudes sei die Grundlage für New Work, der habe aus ihrer Sicht einige grundlegende Dinge noch nicht richtig eingeschätzt.
Insoweit bleibt das „alte“ Haus vor Corona auch das neue – auch wenn sich Dinge verschieben. So ist das Thema „mobiles Arbeiten“ heute sicherlich in fast allen Unternehmen dort, wo es möglich ist, auch gelebte Realität und nur die wenigsten werden wieder in eine reine Präsenzkultur zurückkehren – auch wenn Elon Musk das für Tesla nun ankündigt. Doch nicht alle Mitarbeiter:innen werden in der gleichen Art und Weise in diese neue Welt einbezogen werden. In produktionsnahen Bereichen wird mobiles Arbeiten noch oft ein Fremdwort bleiben und bei wiederkehrenden Routinetätigkeiten, die nicht durch maschinelle Unterstützung gelöst werden können, wird auch in Zukunft Flexibilität oder Agilität häufig unbedeutend bleiben.
In vielen Gesprächen und Vorträgen wurde deutlich, dass eine Vielzahl von Kund:innen das Thema SAP SuccessFactors Employee Central bereits angegangen sind oder angehen werden. Die Gründe hierfür sind fast immer ähnlich: Es wird ein einfach zu bedienendes Stammdatensystem gesucht, um insbesondere dezentrale Einheiten mit einfangen zu können. Darüber hinaus kann SF EC als Stammdatensystem und als „Auffangbecken“ für Gehaltsinformationen als zentrale Auswertungsplattform fungieren, wo keine SAP HXM Payroll im Einsatz ist oder häufig landesspezifische Payrollsysteme eingesetzt werden. Unabhängig davon haben viele SF EC als – nicht notwendige, aber durchaus sinnvolle – Plattform für Talentprozesse entdeckt.
H4S4 ist nicht revolutionär, aber eine stabile und langfristig sichere Übergangslösung – diese Message ist bei allen Teilnehmer:innen der DSAG-Personaltage angekommen. Und dementsprechend waren die Gespräche: unaufgeregt, aber sehr zielorientiert. Viele Nachfragen gab es zu individuellen Themen wie „Wann ist der optimale Zeitpunkt für den Umstieg?“ oder „Wäre die EC Payroll für uns schon eine Variante?“. Und natürlich hätten alle am liebsten morgen schon ein Time Tracking, das genauso leistungsfähig ist wie die OnPremises-Zeitwirtschaft und eine fertige neue Gehaltsabrechnung in der Cloud. Und alle wissen, dass insbesondere diese hoch komplexen Systeme mit der Anforderung nach einer hohen Anpassbarkeit Zeit benötigen, um sauber entwickelt zu werden. Daher werden beide Themen noch brauchen, bis sie so leistungsfähig sind, wie seitens der Kund:innen benötigt und gewünscht. Gespannt sind jetzt alle auf die nächsten Wochen, in denen die SAP SE die Preisschilder für H4S4 vorstellen wird.
Einer der spannendsten Einblicke war für mich die Einsicht in das Thema SAP SuccessFactors Time Tracking – denn der war sehr ehrlich. Deutlich wurde herausgestellt, dass die SAP hier eine hohe Geschwindigkeit in der Entwicklung an den Tag legt und dass Time Tracking die Zukunftslösung der SAP SE für das Thema Zeitwirtschaft sein und bleiben wird. Diese Offenheit und Klarheit war für viele Teilnehmer:innen wichtig und richtig. Wichtig war auch, deutlich zu machen, dass Time Tracking noch keinen Anspruch auf eine, wie auch immer geartete, Feature Parity mit der OnPremises-Zeitwirtschaft hat. Ob diese überhaupt sinnvoll ist, halte ich ohnehin für eine zu diskutierende Frage, da sicherlich nicht mehr alle Codezeilen der alten SAP Zeitwirtschaft benötigt werden. Auch hier gilt: Es bleibt spannend.
Es war klasse. Es war klasse, so viele bekannte Gesichter endlich mal wieder live zu erleben, es war klasse, sich auszutauschen und miteinander zu diskutieren. Für mich gilt daher: Immer wieder gerne! Und vielleicht sogar als „Vorveranstaltung“ für den DSAG-Jahreskongress? Wäre das was für Euch, liebe DSAG?
Du siehst – uns hat es Spaß gemacht. Wenn für dich andere Highlights wichtiger waren, dann lass uns gerne diskutieren. Melde dich einfach unter michael.kleine-beckel@tserv.de. Wir freuen uns auf dein Feedback.